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Verringerung von Lichtverschmutzung
Verringerung von Lichtverschmutzung

INTERREG V A-Projekt Watten-Agenda 2.0

Verringerung von Lichtverschmutzung

Inhalt des Arbeitspaketes

Neben der aktuell intensiv diskutierten Verschmutzung und Vermüllung der Meere wird auch die Lichtverschmutzung ein immer größer werdendes Problem. Hell beleuchtete Hafen- und Industrieanlagen, Positionslampen von Windkraftanlagen, touristische Einrichtungen und Bauwerke sind nur einige Beispiele. Sie führen dazu, dass Orte der völligen Dunkelheit, die z. B. einen ungestörten Blick auf den nächtlichen Sternenhimmel erlauben, immer seltener werden. Im Rahmen dieser Maßnahme sollen Bewusstsein geschaffen werden für die Ursachen von Lichtverschmutzung sowie konkrete Vorschläge für die Minimierung von Lichtverunreinigungen erfasst und kommuniziert werden. Darüber hinaus werden Möglichkeiten und Orte/Lichtschutzzonen entwickelt bzw. festgelegt, wie und wo der Nachthimmel noch ungestört beobachtet werden kann.

 

Projektkoordinator

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Virchowstraße 1
26382 Wilhelmshaven
Tel +49 (0) 44 21 / 911 0
E-Mailpoststelle(at)nlpv-wattenmeeer.niedersachsen.de
Internet www.nationalpark-wattenmeer.de

 

Sternenpark Spiekeroog

Im Jahr 2018 führte Dr. Andreas Hänel, Astronom und Sprecher der Fachgruppe Dark Sky der Vereinigung der Sternfreunde Kommission, Lichtmessungen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer durch. In diesem Zusammenhang wurde er auf Spiekeroog aufmerksam. Weitere Messungen im Jahr 2019 dokumentierten, dass es sich bei der Insel Spiekeroog um einen der dunkelsten Orte an der niedersächsischen Küste handelt. Um dieses immer seltener werdende Naturschauspiel zu bewahren und auch touristisch erlebbar zu machen, möchte sich die Inselgemeinde Spiekeroog in Zusammenarbeit mit dem Nationalparkverwaltung als Sterneninsel auszeichnen lassen.

Am 11. September 2019 fand im Rathaus der Gemeinde Spiekeroog das erste offizielle Treffen der Arbeitsgruppe „Sterneninsel Spiekeroog“ statt. Teilnehmer waren der Bürgermeister von Spiekeroog, der Bereichsleiter Tourismus der Nordseebad Spiekeroog GmbH, ein engagiertes Vermieterehepaar, Dr. Andreas Hänel, der Insel-Ranger und eine Mitarbeiterin der Nationalparkverwaltung. Im Anschluss hielt Dr. Andreas Hänel im Inselkino einen öffentlichen Vortrag zum Thema Lichtverschmutzung, zu den spezifischen Ergebnissen der Lichtmessung sowie zur Sterneninsel Spiekeroog. Im Anschluss daran diskutierten die Teilnehmer über die Einrichtung eines möglichen Sternenparks auf der Insel. Auch wenn hierfür einige Herausforderungen zu meistern wären, sind die Akteure hinsichtlich einer tatsächlichen Umsetzung optimistisch. Ein entsprechender Antrag soll mittelfristig auf den Weg gebracht werden. Das erforderliche Leuchtenkataster wurde im Dezember 2019 bereits erstellt.

Die Entwicklung des Sternenparks Spiekeroog schreitet weiter voran. In den vergangenen Monaten wurden die Voraussetzungen zu einer Anerkennung zum Sternenpark 2020 eruiert und erste Maßnahmen eingeleitet. So wurden beispielsweise öffentliche Leuchten umprogrammiert, angepasst sowie zusätzlich notwendige Leuchten durch die Gemeinde angeschafft. Da auch Leuchten in privater Hand umgerüstet werden müssen, wird Dr. Andreas Hänel (Astronom und Leiter der Fachgruppe DARK SKY der Vereinigung der Sternfreunde) Informations- und Beratungsveranstaltungen (Fortbildung für Sternenführer oder weitere Öffentlichkeitsmaßnahmen) für Einwohner und Vermieter durchführen. Als Projektpartner der Watten-Agenda 2.0 ist die Nationalparkverwaltung Niedersächsischer Wattenmeer intensiv in die Organisation des Vorhabens involviert. Die Antragsstellung für die Anerkennung zum Sternenpark von Spiekeroog bei der International Dark Sky Association (IDA) ist aller Voraussicht nach im Frühjahr 2021 geplant.

Arbeitsgruppe Sternenpark Spiekeroog

Zur Begleitung und Unterstützung der Anerkennung zum Sternenpark wurde die Arbeitsgruppe Sternenpark gegründet. Die Arbeitsgruppe klärte u. a. die Voraussetzungen sternenparkkonformer Beleuchtung und notwendiger Unterlagen und Maßnahmen zur Antragstellung bei der IDA.  Zudem stellt sie den kontinuierlichen Austausch bei der Erstellung eines Konzeptes für Öffentlichkeitsarbeit/Bildung sicher, so dass die Einbindung der verschiedenen Akteure und der einheimischen Bevölkerung in den Prozess gewährleistet ist. Um den touristischen Erlebniswert zu erhöhen, wurde ein Auftrag zur Konzeption zweier Erlebnisorte (Hellort und Dunkelort) an das Nationalparkhaus Wittbülten auf Spiekeroog vergeben. Die Einrichtung der Erlebnisorte soll im Frühjahr 2021 abgeschlossen sein.

Wissenstransfer Lichtverschmutzung

Die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer initiierte einen grenzübergreifenden Erfahrungsaustausch im niederländischen Dark Sky Park Lauwersmeer. Der Nationalpark Lauwersmeer erhielt bereits im Oktober 2016 den Titel Dark Sky Park. Hintergrund dieser Zusammenkunft am 15. und 16. Januar 2020 waren Bestrebungen zur Anerkennung Spiekeroogs als Sterneninsel. Auch auf dem Festland bestand Interesse an Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung. Das Treffen vermittelte Fachwissen zu Status und Einrichtung von Sternenparks in beiden Ländern. Es stellt einen ersten Schritt in Richtung internationaler Zusammenarbeit dar. Zu den 20 Teilnehmenden zählten Vertreter*innen der Insel Spiekeroog, der Gemeinde Norden, des Wattwanderzentrums Ostfriesland sowie Expert*innen aus dem Nationalpark Lauwersmeer, darunter Staatsbosbeheer, die Provinz Groningen, die Gemeinde Het Hoogeland und Sotto le Stelle.

Die Niederlande können durch ihre Auszeichnung seit 2016 auf einen guten Erfahrungsschatz zurückgreifen. Die umfangreichen Informationen zu Bedeutung von Dunkelheit, Effekten auf Tiere, Möglichkeiten zur Förderung von Dunkelheit werden auch den deutschen Partnern zur Verfügung gestellt. Weitere Treffen und Maßnahmen werden im Jahr 2020 fortgeführt.

Durch die Einrichtung einer trilateralen Arbeitsgemeinschaft Dark Sky auf Initiative des Wadden Sea Forum e. V., in die auch die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer eingebunden ist, nahm das Thema zusätzlich an Fahrt auf. Diese tagte erstmalig am 14. Oktober 2019 in Bremen. Neben dem aktuellen Stand und den Planungen von Dark Sky Parks in den Niederlanden, Deutschland und Dänemark stand das Thema Lichtreduktion im gesamten Projektgebiet auf der Tagesordnung.

Am 16. Oktober 2020 hielt Dr. Andreas Hänel im Rahmen der 12. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer den Vortrag „Nach den Sternen reisen – wie Menschen und Zugvögel ihren Weg finden“ im Gulfhof Friedrichsgroden in Carolinensiel. Neben der Orientierung der Menschen ohne GPS wurden die Orientierung für Zugvögel, die Störung durch Lichtverschmutzung und entsprechende Lösungsansätze thematisiert.

Entwicklung von Erlebnisangeboten

In den Niederlanden existiert bereits eine Vielzahl an Erlebnisangeboten in den Dark Sky Parks. Zur besseren Vernetzung für Gäste erarbeiten Marketing Groningen und Merk Fryslân eine Dark Sky Karte – natürlich auch mit einem Verweis zu Spiekeroog. Darüber hinaus ist die Entwicklung eines Arrangements mit E-Autos für den Dark Sky Park geplant. Von dem vorhandenen Wissen und bereits umfangreichen Erfahrungen in den Niederlanden hinsichtlich der Bedeutung von Dunkelheit, den Effekten auf Tiere und der Entwicklung von Erlebnisangeboten bestehen viele Anknüpfungspunkte, von denen die deutsche Projektseite nachhaltig profitieren kann.

Die Arbeitspakete


Zusammenarbeit mit Europäischen Fördermitteln unterstützen

Das Projekt wird im Rahmen des INTERREG-Programms Deutschland-Nederland durchgeführt und mit EFRE-Mitteln und Geldern des Niedersächsischen Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung sowie der Provincie Fryslân und Provincie Groningen kofinanziert. Es wird begleitet durch das Programmmanagement bei der Ems-Dollart-Region (EDR).